Presse


Rheinische Post - 13. Juli 2021

 

Nach monatelanger coronabedingter Pause darf das Sinfonieorchester der Philharmonischen Gesellschaft Düsseldorf nun proben.

 

 

 

VON BEATE WERTHSCHULTE

 

 

 

DÜSSELDORF |Es ist lange her, dass sich die Mitglieder des Sinfonieorchesters der Philharmonischen Gesellschaft Düsseldorf das letzte Mal gesehen haben. Bis auf wenige Male im vergangenen Sommer konnten sie mehr als ein Jahr lang nicht gemeinsam spielen. Deshalb beginnt eine der ersten Proben nach der Zwangspause ein bisschen so, wie man sich die ersten Schulstunden nach den Sommerferien vorstellt. Nach und nach eilen die Musiker in den Probenraum, die meisten zu früh, begrüßen sich voller Freude und aufgeregt. Denn sie wissen noch nicht genau, ob das Zusammenspiel so gut klappt wie vorher. Bis es so klingt wie vor der Corona-Pandemie, werden sie wohl die eine oder andere Probe benötigen. „Das liegt daran, dass alle sich erst einmal an die neuen Abstände – eineinhalb Meter bei den Streichern und zwei Meter bei den Bläsern – gewöhnen müssen“, sagt Dirigent Thomas Schlerka. „Normalerweise sitzen die Musiker ja viel enger beieinander.“ Rund 50 bis 60 der insgesamt 80 Orchestermitglieder – vertreten sind übrigens alle Altersgruppen von 25 bis 80 – kommen normalerweise einmal wöchentlich im 400 Quadratmeter großen Saal der christlichen Glaubensgemeinschaft „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ am Mörsenbroicher Weg zusammen, um zu proben. Aufgrund der Größe des Raums sei es zwar kein Problem, die notwendigen Abstände einzuhalten, aber die Akustik verändere sich, erklärt Konzertmeisterin Angelika Ruhland. „Durch den Abstand ist es deutlich schwieriger, die Musik gemeinsam zu fühlen. Deshalb müssen die Musiker sich stärker konzentrieren“, ergänzt Schlerka. Aber auch wenn aktuell mehr Disziplin gefordert ist, sind alle überglücklich, endlich wieder gemeinsam musizieren zu dürfen. „Die Freude, bei der allerersten Probe den Gesamtklang des Orchesters nach der langen Zeit wieder zu hören, war überwältigend“, sagt Ruhland strahlend.

 

 

 


Rheinische Post - 13. März 2019

Mit Lang Lang spielte sie vierhändig

Die Düsseldorfer Pianistin Laetitia Hahn tritt weltweit auf – und jetzt in der Tonhalle.
 
VON LARS WALLERANG
 
Sie ist erst 15 und tritt schon längst mit großen Orchestern auf. Konzerte von Beethoven und Schumann hat sie im Repertoire, nun auch das berühmte a-MolI-Konzert des Norwegers Edvard Grieg. Wir besuchten die' gebürtige Düsseldorferin, die heute in Frankfurt und Zürich studiert, bei der Probe mit der Philharmonischen Gesellschaft. Mit dabei waren die Eltern und der jüngere Bruder Phllip, der auch Klavier spielt und gelegentlich mit seiner schon ziemlich berühmten Schwester auftritt.
 
Die Eltern fördern und managen Laetitia nach Kräften. Doch üben muss die junge Musikerin freilich selber. Und sie zeigt keine Angst vor schweren Brocken. Tschaikowskys Erstes stehe noch auf der Agenda und das Zweite von Brahms - eines der anspruchsvollsten Klavierkonzerte des 19. Jahrhunderts. Monatelang müsse sie nicht üben, sagte Laetitia. "Ich übe nicht gerne Stücke, die ich erst in einem Jahr spielen soll", erklärte sie mit großer Selbstverständlichkeit. Dafür seien die letzten Wochen vor dem Auftritt sehr intensiv.
 
An der Düsseldorfer Robert -Schumann-Hochschule hat sie siebenjährig  im Rahmen von "Schumann Junior" Geige bei Ida Bieler studiert und das Klavier als Zweitinstrument hinzugenommen. Doch dann änderte sich die Präferenz: Sie nahm an einem Meisterkurs des chinesischen Starpianisten Lang Lang teil. Er habe sie stark inspiriert. Und fortan spielt das Pianoforte die Hauptrolle im Leben der Laetitia Hahn.
 
Unterricht erhielt sie auch vom Altmeister Dmitri Baschkirow, Schwiegervater Daniel Barenboims. Baschkirow ist sehr genau und achtet auf jede Note", berichtet Laetitia. Ganz anders sei das bei Lang Lang: "Er sagt sehr interessante Sachen, die sich nicht ganz aus dem Notentext erschließen, aber trotzdem logisch sind", sagt Laetitia voller Anerkennung. Ihr gebe das sehr viel. In China hat sie einen" Ungarischen Tanz" von Brahms mit Lang Lang vierhändig gespielt - vor 1000 Besuchern in einem großen Fernsehstudio. und 200 Millionen Zuschauern vor den Bildschirmen. "Nur ein kleines Publikum",  soll Lang Lang zu diesen Zahlen gesagt haben chinesische Dimensionen.   

 

 

 

Aber nicht nur der gemeinsame Klang wurde schmerzlich vermisst – neben der Leidenschaft für die Musik und ihr jeweiliges Instrument verbindet die Orchestermitglieder auch eine gute Gemeinschaft und ein freundschaftliches Miteinander. So ist die Fluktuation gering. Auch wenn immer mal wieder neue Mitspieler hinzukommen, kennen die meisten sich schon lange, manche sind bereits seit Jahrzehnten dabei – ein guter Grund für Bratschist Ulf Kleinitz, zur wöchentlichen Probe aus dem Sauerland anzureisen, immerhin 75 Kilometer pro Strecke. Darüber hinaus haben alle das Ziel, immer wieder neue, anspruchsvolle und breit gefächerte Programme auf hohem Niveau zu erarbeiten und diese dann beim jährlichen Hauptkonzert in der Tonhalle sowie bei unterschiedlichen Gastkonzerten dem Publikum zu präsentieren.

 

Im vergangenen Jahr wäre dieses Hauptkonzert eigentlich ein besonderes gewesen, denn die Philharmonische Gesellschaft Düsseldorf wollte ihr 70-jähriges Bestehen feiern. Coronabedingt musste das Jubiläumskonzert mehrmals verschoben werden, nun ist es im vierten Anlauf, den die Musiker scherzhaft den „vierten Akt“ nennen, für den 19. September geplant.

 

Auf dem Programm steht unter anderem die 5. Sinfonie von Franz Schubert, eines der häufig gespielten Orchesterwerke des Komponisten. „Nach der Zwangspause ohne Auftritt hoffen wir sehr, dass das Konzert stattfinden kann“, sagt die Vorstandsvorsitzende des Vereins, Ursula Neubert. Bewusst wurde das ursprünglich vorgesehene Programm gekürzt. Gespielt werden soll eine gute Stunde, sicherheitshalber wird es keine Pause geben. „Diese zeitliche Einschränkung ist auch für die Musiker ein guter Kompromiss, schließlich müssen sie einen großen Rückstand aufholen“, sagt Schlerka.

 

Damit das gelingen kann, sind weitere regelmäßige Proben unbedingt notwendig. Zwar habe man sich zwischendurch per Video und Telefon ausgetauscht, so der Dirigent, aber nicht digital geprobt, denn das sei bei einem so großen Orchester recht kompliziert. Dafür müssen eben doch alle mit ihren Instrumenten in einem Raum sitzen.

 

 

Quelle RP

 

 

 

 


In Düsseldorf tritt Laetitia Hahn nun nicht mit Stars auf, sondern mit einem traditionsreichen Liebhaberorchester.  Thomas Schlerka, seit 2004 als Nachfolger von Jürgen Wolf, kommt zur Tür herein. Gleich ist ja Probe. Besprochen wird zunächst nicht viel. "Wir fangen einfach mal an, und wenn wir auseinander kommen, sprechen wir ein bisschen", lautet der sympathisch laxe Plan.

Geprobt habe man das Grieg-Konzert natürlich schon länger, sagt Schlerka, doch nun sei die erste Probe mit Solistin. Und los, geht es im Probensaal, den die Mormonen-Gemeinde am Mörsenbroicher Weg dem Orchester seit Jahrzehnten zur Verfügung stellt. Laetitia, die einen bereits mit kräftigem Händedruck begrüßt hatte, greift nun mit Wucht in die Tasten. Und der Kopfsatz gelingt auf Anhieb sehr flüssig.

Info Am Samstag, 16: März, 19 Uhr, erklingt das Konzert in der Tonhalle. Ebenfalls auf dem Programm: Glinkas schmissige Ouvertüre zu „Ruslan und Ludmilla" und Schostakowitschs 9. Symphonie - eine heimliche Karikatur des Stalin-Regimes.

 

Quelle RP                                                                                                

 



Rheinische Post - 16. März 2015

Titanen nach Feierabend

Von Armin Kaumanns  
FOTO: Andreas Krebs 

Die Musiker der Violoncelli und Kontrabässe, die in der Philharmonischen Gesellschaft  spielen, proben im Saal der Mörsenbroicher Mormonen-Gemeinde. Für das nächste Konzert  erarbeiten die Amateure mit hohem Anspruch unter anderem Gustav Mahlers 1. Symphonie  ("Der Titan"). 


Auch Laien dürfen Symphonien spielen: Die Philharmonische Gesellschaft wagt sich seit  Jahren mit Erfolg an große Werke der Musikliteratur. Seit zehn Jahren leitet Thomas  Schlerka das Ensemble. Am Samstag ist das nächste Konzert. Um zehn vor acht eilt verschämt ein Herr im Business-Anzug in den Saal der Mormonen-Gemeinde am Mörsenbroicher Weg. Rasch wuchtet er seinen Geigenkasten neben andere  auf den Tisch, packt Instrument, Noten, Bleistift, spannt den Bogen, fingert kurz nach der  Stimmung der Saiten und wirft sich nahtlos ins Getümmel des rustikal stapfenden Ländlers aus Mahlers 1. Symphonie, genannt der  "Titan". Die Celli poltern, die gestopften Hörner jubeln, die Turnhallen-Akustik des Betsaals ächzt vor lauter Begeisterung, wie sie die Mitglieder der Philharmonischen Gesellschaft seit einer Viertelstunde verströmen.


Es ist Mittwochabend: Orchesterprobe. Keine zwei Wochen mehr bis zum Höhepunkt des Jahres, dem Konzert in der Tonhalle.  An die 100 Musiker werden am Samstag, 21. März, auf der Bühne in Düsseldorfs Konzerthaus sitzen  und neben Mahlers "Der Titan" Bruchs Violinkonzert (mit der jungen Geigerin Judith Stapf) und die  Ouvertüre aus "Hänsel und Gretel" spielen - ein ganz schön anspruchsvolles Programm für Laien. "Das  Orchester ist neugierig, ehrgeizig und anspruchsvoll. Und mit so viel Spaß und Können bei der Sache,  dass es mich als Dirigent regelrecht beglückt."  Das sagt Thomas Schlerka (40), der seit zehn Jahren die Philharmonische Gesellschaft vom Pult aus zu  immer neuen Ufern führt.

Letztes Jahr war mit der "Queen-Symphony" die Tonhalle fast ausverkauft,  jetzt steht mit Mahler ein wahrhaft "dicker Brocken" auf dem Programm. "Ich kann die Entwicklung des Orchesters nur als durchweg  positiv bezeichnen. Wir haben zusammen einiges an Staub weggeblasen, etliche junge Musiker sind dazugekommen, Stimmproben mit  Profis tun ihre Wirkung", sagt Dirigent Schlerka.   

"Ohne Musik geht's nicht", bekennt Gabriela Drees-Holz. Sie ist seit 26 Jahren die 2. Flöte des Orchesters, im anderen Leben Objekt-  Künstlerin. Die 59-Jährige hatte ein Jahr ausgesetzt – es fehlte ihr etwas Wesentliches. Vera Lachmann (26) verjüngt die 2. Geigen. Die  angehende Ärztin ist seit anderthalb Jahren dabei: "Das ist für uns alle ein tolles Hobby und für viele ein wunderbarer Ausgleich für den  oft stressigen Alltag", strahlt sie. Man sitzt an mitgebrachten Notenpulten, Krawatten tragen nur die Abgehetzten. Hier verbindet Musik  Generationen, Berufsstände.


Das Können der Laien lässt sich hören, Schwächere werden von Besseren mitgezogen. Gemeinsam ist allen  der Spaß. "Das ist das Wichtigste", sagt Schlerka und führt das Regiment entsprechend.


Die Philharmonische Gesellschaft ist ein Verein. Mit Vorstand, Hauptversammlung, Jahresbeitrag 120 Euro. Mitmachen kann jeder, der  sein Instrument gut genug beherrscht. "Das merken wir und jeder selbst nach ein paar Proben", weiß Vorsitzende Ursula Neubert aus  langer Erfahrung. Neue bekommen eine Art Paten und wachsen so in eine Gemeinschaft, in der sich "niemand fremd" ist, wie es die 2.  Vorsitzende Jasmin Bird ausdrückt.


Nach der Probe geht's auch mal zum Italiener, zum Geburtstag gibt's einen Tusch, für runde Jubiläen  ein "Jubelkomitee", daneben Sommerfest und regelmäßig Konzertreisen, dieses Jahr nach London zu einem befreundeten Orchester.  Immer wieder und versiert spielt das Orchester Oper oder Operette mit dem Chor der Mormonen-Gemeinde, in diesem Jahr ist eine  Revue im Theater Solingen projektiert. 


Mahlers "Titan" braucht noch etwas Putzarbeit. Sechs Hörner wollen gerade nicht so wie der Dirigent. "Die Übernahmen schleppen", tönt  es aus dem Blech. Beim neuerlichen Durchlauf klappt's. "Geht doch!", frotzelt Horn 3. Die Heiterkeit ist allgemein. 


Quelle: RP